(Photo: Adrienne Meister) Ein außergewöhnliches Musiktheaterwerk von Nikolaus Brass. Alles scheint in Bewegung zu sein: Instrumentalisten werden zu Mitspielern der Sänger, Zuschauer nicht durch einen Orchestergraben vom Geschehen abgetrennt. Mit seiner sehr besonderen Auffassung von Musiktheater beschreitet der Münchner Komponist Nikolaus Brass neue Wege. Am 24.01.15 wird die Inszenierung in Berlin gastieren!
Kammermusiktheater von Nikolaus Brass nach dem gleichnamigen Stück von Jon Fosse
Inszenierung: Christian Marten-Molnár Dramaturgie: Waltraud Lehner Ausstattung: Katherina Kopp Video: Georg Lendorff Licht: Barbara Westernach
Andreas Fischer (Der Mann), Susanne Leitz-Lorey (Die Freundin), Martin Nagy (Asle), Truike van der Poel (Die ältere Frau), Christian Stübner (Der Andere), Sarah Maria Sun (Die jüngere Frau)
Oliver Klenk (Klarinette, Bassklarinette), Stephan Lanius (Kontrabass), Gunter Pretzel (Viola), Joe Rappaport (Violine), Fabian Strauss (Schlagzeug), Kai Wangler (Akkordeon)
Vervollständigt wird das Team durch: Martina Weber (Produktionsleitung), Thomas Schmölz (Produzent), Thomas Kuchlbauer (Assistent).
Im Rahmen des Festivals Ultraschall Berlin wird am Samstag, d. 24.01.2015 die Inszenierung als Gastspiel im Radialsystem Berlin zu sehen sein!
Sie sitzt allein, wartet und grübelt. Wie gestern. Wie vorgestern. Wie vergangene Woche. Wie vergangenen Monat. Wie vergangenes Jahr. Wie seit vielen Jahren. Wie lange? Genaugenommen seit dem Tag, an dem ihr Mann Asle verschwand. Als er an jenem Sommertag ging, wollte er noch mit dem Boot auf den Fjord hinausfahren. Sie schaute ihm nach. Alles war wie jeden Tag. Zuerst dachte sie, er muss verunglückt sein. Dann: er hat sich umgebracht. Dann: er hat sie verlassen. Weil er sein Leben leid war. Weil er sein Leben mit ihr leid war. Weil er sie leid war. Was ihr geblieben war? Die quälende Frage nach dem „warum“. An diesem Punkt beginnt die Handlung der Oper. Die Frau ist mit sich und ihren Erinnerungen eingesperrt. Immer wieder durchlebt sie, besser gesagt: sieht sie sich diesen letzten Tag erneut erleben. Sie sucht nach dem Schlüssel, der ihr das Desaster ihres Lebens zu verstehen hilft. Und langsam scheinen sich die Fäden zu entwirren. Asle und sie waren aus der Stadt hier in dieses einsame Haus auf dem Land, nahe an einem Wasser gezogen. Die Sprachlosigkeit in ihrer Beziehung sollte so überwunden werden. Doch auch hier setzte sich der Entfremdungsprozess fort. Was waren seine Wünsche, was die ihren? Schritt für Schritt kämpft sich die Frau durch die Erinnerungsschichten hindurch. Langsam beginnt sie zu verstehen. Ihre Fragestellung scheint falsch zu sein. Darum konnte sie nicht aus dem Labyrinth von Gedanken, Schuldgefühlen und Vorwürfen herausfinden. Asle musste seinen Weg gehen. Für sie hat es keine Relevanz, welcher das war oder ist. Sie trägt daran keine Schuld. Er war glücklich mit seiner Entscheidung und ist im Frieden mit ihr geschieden. Ein sauberer Schnitt. Beider Träume waren nicht mit einander zu vereinen. Langsam taucht sie aus ihrer Depression auf. Sie empfindet die selbst gewählte Isolation nicht mehr als Schutzraum. Sie empfindet ein Bedürfnis nach dem „Draußen“. Nun kann sie die Tür endlich öffnen und die Erinnerungen hinter sich lassen.Im Setting einer offenen Szene ohne Grenze zwischen Bühne, Musikern und Publikum werden alle Beteiligten hineingenommen in die sich steigernde Dynamik des Erinnerungsstromes.
Fotos: Adrienne Meister