Künstlerisches Profil

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Seit meinem Regiestudium (1980 – 84) an der Musikhochschule Hamburg arbeite ich kontinuierlich als Regisseur und Dramaturg, dies bereits seit vielen Jahren auch in leitender Funktion mit teilweiser eigener Etatverantwortlichkeit.
Das Hauptaugenmerk meiner Arbeit liegt in den Grenzbereichen zwischen Schauspiel und Musiktheater, zwischen Bildender und Darstellender Kunst sowie in der Öffnung und Erweiterung  des klassischen Verständnisses des Theaterraumes.
Ein erster wichtiger Schritt in eine solche Richtung war 1999 das Theaterprojekt Parabel Parzival, das ich in Gießen mit der Kompositionsklasse von Adriana Hölszky, verschiedenen Instrumentalklassen an der Frankfurter Musikhochschule und dem Stadttheater realisiert habe und das dann nach der Premiere außerplanmäßig von Prof. Peter Ruzicka nach München zur Biennale für Neues Musiktheater eingeladen wurde.
Der ganze Theaterraum war zu einer etwas heruntergekommenen Kantine umgestaltet. Das Publikum saß an Tischen, konnte sich wie in einer beliebigen Betriebskantine an einer Theke Getränke holen. Das Spiel entwickelte sich fast nebenbei inmitten der ZuschauerInnen. Sie waren nicht direkt beteiligt, aber durch die unmittelbare Nähe auf besondere Weise emotional berührt. Auf diese Weise war es uns möglich geworden, die Distanz zur Neuen Musik zu überwinden. Das Geschehen wurde spontan diskutiert, unter den Zuschauern direkt besprochen. Die Besonderheit der Theatersituation wurde mit großem Interesse wahrgenommen.
Als Dramaturg habe ich immer wieder Projekte und Uraufführungen mitinitiiert und in den Stadttheater-Spielplan integriert.
Herausragend war zum Beispiel in der Spielzeit 2010/11 an Theater Heilbronn die Stadtrecherche WohnZeit. Es wurde von der Bundeskulturstiftung im Fond Heimspiel gefördert. Das Projekt beschäftigte sich mit den Zukunftsvisionen einer Stadt, deren Bürgerschaft zu fast 50% aus BewohnerInnen besteht, deren Familien in erster oder zweiter Generation auf eine Einwanderungsgeschichte zurückschauen.
Wir konnten das Künstlerduo Stefan Nolte/Oliver Gather verpflichteten, die ein Jahr lang in der Stadt forschten, recherchierten, sammelten, um anschließend mit dem gewonnenen Material 10 Tage lang, mitten in der Stadt, ein “gemeinsames Wohnen“ zu organisieren. Dort wurde gegessen, gespielt, musiziert, gestritten, geplant und diskutiert und vor allem die Zukunft eines gemeinsamen Lebens in der Stadt erarbeitet und erträumt.

Als Regisseur gehört es zu meinem Profil, Texte und Musik an einem Theaterabend zusammenzubringen. So z.B. 2011 bei einem Projekt über das Thema Alter und Sterben mit der 14. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch und einem einleitenden Schauspiel-Monolog, für den Anna Katharine Hahn gewonnen werden konnte. Es war ihre erste Arbeit für die Bühne, die in enger Zusammenarbeit mit mir als Regisseur entstand.
Ich versuche in meinen Inszenierungen einen Kosmos zu spannen, der von der Bühne bis hin in den Alltag der Zuschauer ragt. Zuletzt bei der Theatralisierung der Winterreise von Franz Schubert/Jens Josef, bei der sich der Bühnenraum zunächst noch unsichtbar für die Zuschauer bis ins Foyer öffnet. Sie erlebten die vermeintlich im Foyer hausenden Obdachlosen später auf der Bühne als Darsteller wieder. Die Instrumentierung des Komponisten Jens Josef entstand in Abstimmung mit der szenischen Arbeit.
Im März 2013 habe ich ein Musikprojekt in Heilbronn zur Uraufführung bringen können:
Mit dem in Irland lebenden Komponisten Ian Wilson und der britischen Lyrikerin Lavinia Greenlaw werden wir uns dem Thema Flucht und Migration nähern.
Im Rahmen der 14. Biennale für Neues Musiktheater in München folgte im Mai 2014 die Uraufführung der ersten Oper von Nikolaus Brass. „Sommertag“ ist ein ungewöhnliches Musiktheaterprojekt: es ist ohne koordinierenden Dirigenten geschrieben, Musiker und Sänger sind gleichberechtigt. In einer Raumbühne saßen die Zuschauer mitten im Geschehen, waren Bestandteil des „Erinnerungsraums“ der Hauptfigur der Älteren Frau. Diese Produktion war dann im Januar 2015 in Berlin beim Ultraschall Festival für neue Musik 2015 im radialsystem V als Gastspiel zu sehen. Deutschlandradio Kultur hatte die Aufführung live im Hörfunk übertragen.
Seit September 2018 leite ich ein Privattheater in Heilbronn, dass seit 1995 auf dem Neckar schwimmt: Das Theaterschiff Heilbronn. Entstanden aus einer Privatinitiative des Schauspielers, Regisseurs und mehrfachen Theatergründers Heinz Kipfer. Gemeinsam mit Freunden wurde seine Vision Wirklichkeit: In Frankreich fanden sie das geeignete Schiff: einen ausrangierten Frachter, die „Roanber“. Das Schiff wurde auf die Werft gebracht und Zug um Zug zum Theater umgebaut – immer wenn Geld da war. Diese Arbeit sollte mehr als ein Jahr dauern. Doch im Oktober 1995 wurde das Theaterschiff feierlich eröffnet und gehört seitdem zu den wichtigsten Kulturinstitutionen der Stadt Heilbronn.
Mittlerweile stehen bei 124 Sitzplätzen rund 130 Vorstellungen in der Saison auf dem Spielplan.
Unterstützt von der Stadt Heilbronn und dem Land Baden-Württemberg spielt das Theater zwischen 85% und 90% der Ausgaben selber ein.